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Stendal

Stillgelegtes (damals im Aufbau befindliches) Kernkraftwerk Niedergörne

Das KKW Stendal war zum Zeitpunkt der Wende 1989/90 ein noch im Aufbau befindliches Atomkraftwerk (Stendal sollte der dritte Standort zur zivilen Nutzung der Atomenergie in der DDR nach Greifswald und Rheinsberg werden). Das Baugebiet lag in Niedergörne an der Elbe, etwa 15 Kilometer nordöstlich von Stendal. Niedergörne sollte das größte Kernkraftwerk der DDR werden und wäre es zu seiner Fertigstellung gekommen, wäre es das größte gesamtdeutsche AKW geworden. Mit dem Bau des KKW wurde 1972 begonnen. Die Bahnstrecke Stendal-Niedergörne wurde zu diesem Zweck neuaufgebaut und 1977 in Betrieb genommen. Durch die vielen Beschäftigten auf der Großbaustelle erlangte die Strecke für den Personen- und Güterverkehr schnell eine wichtige Bedeutung.

Das AKW sollte aus vier Druckwasserreaktorblöcken vom sowjetischen Typ WWER bestehen, die je tausend Megawatt Strom produziert hätten. Mit dem Bau der ersten beiden Reaktorblöcke wurde 1983 begonnen. Bis zur Wende wurde Block A zu 85 Prozent und Block B zu 15 Prozent fertiggestellt. Zwei Kühltürme mit einer Höhe von 150 Metern waren ebenso schon fertig, wurden aber am 19. Mai 1994 und am 29. Oktober 1999 gesprengt, da im Jahre 1991 der Bau des KKW Stendal eingestellt wurde. Seitdem lag die Anlage brach, derzeit (Frühjahr 2014) werden die Reaktorgebäude abgerissen. Einen Teil der Infrastruktur der alten Anlage nutzt heute ein Zellstoffwerk. Der Bau der Kraftwerksanlage
hat bis zu seiner Einstellung etwa 1,4 Milliarden Ostmark gekostet.

Historische Fotos (vor dem Abriss):

 
Die Ruine der Kraftwerksanlage (links) / Bahnhof Niedergörne (rechts),
Fotos: Detlef Koch / Eisenbahndet.de


Kühltürme (links) und Reaktorgebäude (rechts) kurz vor dem Abriss, Fotos: Robert Conrad

Aktuelle Fotos (2014):


Ruine des Kernkraftwerks


Derzeit im Abriss befindliche Reaktorblöcke (links); Leerstehendes Verwaltungsgebäude (rechts)


Leerstehende Verwaltungsgebäude des Kernkraftwerks


ebenso

 
ebenso. In einem (nach einer Anlieferungsauffahrt aussehenden) Gebäude ist heute ein Café untergebracht.


ebenso.


Bahnstrecke des Betriebsverkehrs: Stendal -> Stendal-Stadtsee -> AKW Niedergörne

Die im Januar 1977 eröffnete Bahnstrecke des Werkverkehrs zwischen Stendal-Stadtsee und dem Kernkraftwerks-Baugebiet bei Niedergörne geht eigentlich auf eine bis 1972 auf ähnlicher (und teils gleicher) Trasse verkehrende Kleinbahnstrecke zurück: Die Stendal-Arneburger Kleinbahn wurde 1899 in Meterspur eröffnet (beginnend am Stendaler Ostbahnhof an der Arneburger Straße). Im Mai 1914 wurde die Strecke Stendal - Arneburg auf Normalspur verbreitert. Sie war bis 1972 in Betrieb, wurde dann abgebaut und für die Werkbahn wählte man eine leicht abgeänderte Trasse (An der Arneburger Straße erinnert noch eine Gedenktafel an diese Bahnstrecke, s. Foto unten).

Auf der Strecke zwischen Stendal Hbf., dem Neubaugebiet für die AKW-Mitarbeiter in Stendal-Stadtsee und dem Kernkraftwerk verkehrten von 1977 bis 1995 regelmäßig Personenzüge (zuletzte allerdings nur noch zwei Zugpaare pro Tag, eine Diesellok mit zwei DR-Doppelstockwagen).

Von der Strecke Stendal - Niedergörne zweigt hinter Hassel noch eine für Holztransporte genutzte Stichstrecke nach Billberge ab. Diese Strecke war zu DDR-Zeiten ursprünglich erbaut worden, um mithilfe einer in Billberge im Kriegsfall aufzubauenden Notbrücke eine weitere strategische Elbquerung zu errichten. Heute nutzt die in Niedergörne befindliche Zellstofffabrik die Stichstrecke als "Parkmöglichkeit" für Holztransportzüge.


Bahnhof am AKW Niedergörne
(heute nur noch Güterbetrieb für das nahegelegene Zellstoffwerk)


Bahnsteig


Ehemaliges Bahnhofgebäude

Bahnhof Stendal-Stadtsee
Unweit der Neubausiedlung Stadtsee für die Arbeiter des zukünftigen Atomkraftwerks wurde in ähnlicher Bauweise wie der Bahnhof Niedergörne der Bahnhof Stendal-Stadtsee eröffnet. Hier halten heute die Regionalbahnen zwischen Wittenberge, Stendal, Magdeburg und Schönebeck-Salzelmen.



Erinnerungsschild an die Kleinbahn nach Arneburg an der Uchtebrücke, Stendal - Arneburger Straße (rechts)


Stichstrecke nach Billberge


Bahnstrecke Hassel - Billberge quert den Radweg "Altmarkrundkurs" (links)


Übersichtskarte